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Der GAPP- Aufenthalt 2012

Nach monatelanger Vorbereitung, unzähligen Kuchenbasaren und vielen Treffen war es am 02.04.2012 für 14 SchülerInnen unserer Schule endlich soweit: ein dreiwöchiger Schüleraustausch an der Lake Brantley High School in Altamonte Springs (Florida) begann.

Per Internet hatten sich alle Schüler bereits ein wenig mit ihren zukünftigen Gastfamilien vertraut gemacht, trotzdem war es ein spannender Moment, als sie von ihren Austauschmüttern, -vätern und -geschwistern am Flughafen in Orlando begrüßt wurden. Der überaus herzliche Empfang, auch durch den amerikanischen GAPP-Organisator Mr. Willis, erleichterte die Umstellung, auch die an den sechs-stündigen Zeitunterschied.

Nach einer kurzen Nacht begann am Dienstag der erste Schultag. Der Unterricht an unserer Partnerschule beginnt um 7.11 Uhr. Wie auch an den folgenden Tagen trafen sich alle deutschen Schüler zunächst im Homeroom, wo die ersten Erfahrungen und Eindrücke ausgetauscht wurden. Alle waren von den Gastfamilien und deren Häusern positiv beeindruckt. Nachdem in der Schulbibliothek Namensschilder für Schüler und Lehrer angefertigt wurden, nahmen die Fridericianer am Unterricht ihrer Partner teil und konnten sich auf diese Weise ein erstes Bild vom amerikanischen Schulwesen verschaffen. Am Ende des Schultages wurden alle Schüler in die Turnhalle gebeten, um am offiziellen Empfang der deutschen Partnerschuldelegation teilzunehmen. Die Cheerleader, Turner und Trommler der LBHS stellten ihr Können unter Beweis und die Direktorin Mrs Williams, ein Vertreter des Schulamtes sowie Mr.Willis begrüßten die Fridericianer offiziell. Dies war eine große Ehre für die Vertreter unserer Rudolstädter Schule.

Am Abend fand auf dem Schulgelände ein interkulturelles Treffen statt, bei dem Schüler und Lehrer der LBHS, welche verschiedene kulturelle und ethnische Wurzeln haben, ihre Heimatländer vorstellten. So konnte man Kunsthandwerkliches, Spiele und traditionelle Kleidungsstücke bewundern oder Kulinarisches probieren bzw. sich von den Tanz- und Gesangskünsten einiger Teilnehmer verzaubern lassen. Am Stand der Asian-American Student Association gab es beispielsweise die Möglichkeit, den Umgang mit Essstäbchen spielerisch zu erlernen. Die Fridericianer hatten ebenfalls einen Stand mit typisch deutschen Dingen aufgebaut und kamen dadurch auch mit vielen Schülern und anderen Besuchern der Veranstaltung in Kontakt.

An den folgenden beiden Tagen stand die Teilnahme am Unterricht im Mittelpunkt. Einige Schüler bekamen auch schon die Möglichkeit, den Deutschunterricht von Mr.Willis mit ihren Vorträgen über historische Stätten und Persönlichkeiten Thüringens zu bereichern.

Großen Eindruck hinterließ die Teilnahme am Unterricht der TV-Studio Class. Die täglich in der dritten Unterrichtsstunde ausgestrahlte Fernsehsendung wird von Schülern für Schüler produziert. Das Studio ist professionell ausgestattet und bietet den amerikanischen Schülern die Chance, wertvolle Erfahrungen für eine spätere berufliche Karriere zu sammeln. Hauptsächlich dient die Ausstrahlung der Sendung dazu, wichtige Informationen weiterzuleiten sowie lobende oder aufmunternde, mitunter auch mahnende Worte an die Schüler zu richten. Zwei unserer deutschen Schülerinnen durften eine Sendung selbst moderieren.

An einem der Nachmittage wurde die Gruppe von den sehr engagierten Gasteltern zum Wekiwa State Park gefahren, wo sie an der Quelle des Wekiwa-Rivers baden bzw. mit Kanus die fast unberührte Natur entlang des Flusses genießen konnten. Hierbei wurden die ersten Alligatoren, Ibise und Otter gesichtet.

Das Osterwochenende verbrachten die Jugendlichen individuell mit ihren Gastfamilien und nahmen so an verschiedenen typischen Aktivitäten teil, wie zum Beispiel Kirchgängen, Verwandtenbesuchen, Schwimmen etc. Für viele war das Ostereiersuchen am Sonntagmorgen ein Höhepunkt. Anders als in Deutschland üblich, werden in den USA oft Plastikeier mit kleineren Geldbeträgen versteckt. Meistens gibt es an solchen Feiertagen auch ein größeres gemeinsames, selbst zubereitetes Mittagessen. In vielen Familien wird an Wochentagen Fastfood geordert oder man isst auswärts, da dies im Vergleich zu den meisten deutschen Restaurants preiswerter ist. Die Schüler waren jedenfalls über das riesige Angebot an Schnellimbissketten begeistert.

Fairerweise muss man aber ergänzen, dass es auch unter den Gastgebern unserer Schüler Familien gab, die sehr viel Wert auf gesunde Ernährung legen. Sie kaufen Lebensmittel vorrangig in Biomärkten und kochen alles selbst.

Die zweite Woche an der LBHS war im Wesentlichen durch den täglichen Unterrichtsbesuch geprägt. Besonders die Deutsch-Klassen genossen die Abwechslung im Unterricht, die durch die Anwesenheit und Mitarbeit von Muttersprachlern gegeben war. So fanden neben binationaler Partnerarbeit auch häufig Konversationsrunden statt, in denen die Schüler mehr über den Alltag oder Probleme in den jeweiligen Ländern erfuhren. Sehr interessiert zeigten sich die amerikanischen Schüler an den Vorträgen über die Geschichte und die Besonderheiten ausgewählter historischer Orte in Thüringen, von denen einige auch während des Gegenbesuchs im Juni auf dem Exkursionsplan stehen.

Die außerunterrichtlichen Höhepunkte dieser Woche bestanden einerseits in der Exkursion zu einer Zitrusfruchtplantage und im Besuch des Seaworld- Themenparks.

Gemeinsam mit amerikanischen Schülern und Lehrern besuchten die Fridericianer eine Zitrusfruchtplantage, die durch ökologischen Anbau Bio-Obst und -Gemüse produziert und dieses, teilweise in verarbeiteter Form, auch vor Ort verkauft. Mit einem riesigen Truck fuhren alle über das riesige Territorium der Plantage und lernten viel Interessantes über die einheimische Flora und Fauna. Dabei passierten sie unter anderem auch eine Lagerstätte für den in einigen Themenparks oder Shows anfallenden Dung ("Arabian Nights", "Animal Kingdom"), der dort ökologisch korrekt wiederverwertet wird.

Zum Abschluss durfte jeder Schüler Obst nach Wahl pflücken und mit in die Gastfamilien nehmen. Für die Mitteleuropäer war es schon etwas Besonderes, Apfelsinen oder Grapefruits direkt vom Baum zu pflücken. Darüber hinaus wurde allen deutlich, warum der zugehörige Verwaltungsbezirk Orange County genannt wurde.

Ein weiteres besonderes Erlebnis stellte der Besuch des Disney-Themenparks "Seaworld" dar. Die Schüler hatten das Glück, in den Genuss einer speziellen Führung, die sie hinter die Kulissen des Parks führte, zu kommen. Dabei erfuhren sie viel Wissenswertes über die Bewohner der Meere, Flüsse und Seen, sowie über deren Haltung im Park. Nicht allen war vorher bekannt, dass die Tierpfleger sehr darauf achten, die Tiere nicht nur mit Nahrung zu versorgen, sondern sie auch sinnvoll zu beschäftigen, wie am Beispiel der Beluga-Wale gezeigt wurde.

Der Besuch der Shows stand natürlich ebenfalls auf dem Programm. Sehr eindrucksvoll zeigten die Orkas, Delphine, Papageien, Otter und Seelöwen, zu welchen Meisterleistungen sie in der Lage sind. Viele Schüler hatten auch Spaß daran, die verschiedenen Achterbahnen und andere Fahrgeschäfte auszuprobieren.

Am Sonntag, den 15.04.2012, wurden die Thüringer zu einer großen Strandparty am Lake Brantley eingeladen. Dort hatten alle Gastfamilien eine Menge an Speisen, Getränken, Spiel- und Sportgelegenheiten vorbereitet, um einen unterhaltsamen Nachmittag gemeinsam zu verbringen. Die deutschen Schüler waren fasziniert von den Wassersportmöglichkeiten am See. Großen Anklang fand das Tube-Riding am Jetski, aber auch das Bootfahren auf extra antransportierten Motorbooten. Volley- oder Basketball sowie andere Spiele sorgten ebenfalls für gute Unterhaltung. Der Sunshine-State Florida machte seinem Namen ohnehin fast den ganzen Aufenthalt über alle Ehre.

In der letzten Austauschwoche hatten die GAPP-Schüler die Gelegenheit, auch gemeinsam andere Unterrichtsfächer zu besuchen, die nicht auf ihrem (beziehungsweise dem ihrer amerikanischen Partner) Stundenplan standen. Die Leiterin der Schauspielklasse der Lake Brantley High School führte uns durch die Räumlichkeiten dieses Unterrichtsfaches, welche aus einer Werkstatt, einer Nähstube, Requisitenkammern, Proberäumen sowie einer professionell ausgestatteten Bühne, die dem Rudolstädter Theater durchaus das Wasser reichen könnte, bestehen. Einige Austauschteilnehmer hatten das Glück, gemeinsam mit ihren Gastfamilien eine abendliche Aufführung des in diesem Schuljahr entstandenen Stückes erleben zu dürfen.

Begeistert waren die deutschen Schüler auch von den Möglichkeiten, künstlerische und musikalische Talente in der Schule zu entwickeln. Band oder Chor sind hier keine Arbeitsgemeinschaften, die nach dem Unterricht stattfinden, sondern Unterrichtsfächer, in denen z.B. Schüler Instrumente erlernen bzw. das Zusammenspiel trainieren, um bei regionalen und internationalen Veranstaltungen oder Wettbewerben ihre Schule würdig zu vertreten.

Bereits in Vorbereitung auf den Besuch der Partnerschule hatten sich die Schüler gemeinsam mit einer Klasse der LBHS mit einem Anti-Mobbing-Projekt beschäftigt, dass von den amerikanischen Schülern initiiert wurde. Sie nannten es "TBK = To Be Kind", und unsere Schüler fanden mit "ENS = Einfach Nett Sein" einen entsprechenden deutschen Titel. Per Facebook wurden Aktionen geplant und durchgeführt, deren Ziel darin bestand, mit Hilfe kleiner Aktivitäten (z.B. einem Lächeln, freundlichem Grüßen) und einem achtsameren Umgang miteinander, Mobbing unter Jugendlichen entgegenzuwirken. In Florida beteiligten sich die deutschen Schüler am Dreh eines zweisprachigen Kurzfilms, in dem ein deutscher Schüler und eine amerikanische Schülerin zusammen zu sehen sind. Die Botschaft des Films lautet: "Reverse the Cycle" ("Stoppt den Teufelskreis"). In Gesprächen über das Thema Mobbing mussten alle Beteiligten leider feststellen, dass dieses Problem an beiden Schulen bzw. in beiden Ländern in sehr ähnlicher Form existiert.

Nachdem die deutschen Schüler über alte Festungen und Burganlagen ihrer Heimat berichtet hatten, waren alle gespannt auf die geplante Exkursion zur ältesten Stadt der USA, St. Augustine. Natürlich sind die Zeitdimensionen auf dem amerikanischen Kontinent andere als in Europa. Fünfhundert Jahre sind für die europäischen Historiker kein wirkliches Alter, aber die Amerikaner sind sehr stolz auf diese älteste, permanent durch Europäer besiedelte Stadt auf nordamerikanischem Territorium, die 1565 von den Spaniern gegründet worden war. Die sehr eindrucksvolle Festung Castillo des San Marcos aus dem 17.Jahrhundert wurde aus Coquina, einem Material, das Muschelkalk enthält, erbaut, und hielt, sowohl aufgrund seiner cleveren Architektur als auch des Baumaterials, allen Angriffen stand.

St. Augustine nennt auch das älteste erhaltene Wohn- sowie Schulhaus Nordamerikas sein eigen. An der Stelle, wo die erste katholische Gemeinde auf nordamerikanischem Territorium gegründet wurde, befindet sich jetzt ein Denkmal für den Begründer, Vater Francisco, sowie ein monumentales Stahlkreuz, welches als das höchste weltweit gilt.

Wie die Schüler weiterhin lernten, ist die jüngere Geschichte St.Augustines eng mit dem Namen des Geschäftsmannes Henry Flagler verbunden. Nachdem dieser seine Flitterwochen in St. Augustine verbracht hatte beschloss er, diesen Ort als Urlaubsort zu etablieren. Durch Ölgeschafte reich geworden, ließ er zwei Luxushotels bauen, deren Baustil und Ausstattung noch heute bewunderungswürdig sind. Damals gelang es ihm, St. Augustine zu Berühmtheit und Wohlstand zu verhelfen. Heute befindet sich in einem der ehemaligen Hotels ein College, in dem anderen ein Museum.

Die Wirtschaft Floridas ist, neben dem Tourismus, eng mit der Raumfahrtindustrie verbunden. Davon konnten sich die Austauschteilnehmer bei der Exkursion zum Kennedy Space Center überzeugen. Trotz des Endes des Challenger-Programmes, welches zu vielen Entlassungen und damit Notständen führte, setzt der Bundesstaat nach wie vor große Hoffnungen auf die Raumfahrtindustrie, die nun Nachfolgeprojekte startet. Bei einer Rundfahrt über das enorme Territorium sahen die Besucher das Gebäude, in dem die Raketen zusammengebaut werden, die Abschussrampen oder in den Ausstellungen Modelle sowie Originalteile von Raumschiffen, -kapseln, -anzügen etc. Durch Filmsequenzen erfuhren Interessierte mehr über die Hintergünde solcher Missionen und in einer Simulation konnte sogar der Start und Flug eines Raumschiffes nachempfunden werden.

Am Donnerstag, den 19. April, hieß es dann Abschiednehmen von den Gastfamilien, die unsere Schüler für zweieinhalb Wochen wie ihre eigenen Kinder in ihr Leben integriert und sich engagiert um ihr Wohl gekümmert haben.

Während der verbleibenden drei Tage in Florida sollten per Reisebus noch Abstecher an die Golfküste sowie in den Süden unternommen werden.

Die erste Station hieß Miami Beach. Nach einem kurzen Strandaufenthalt, der durch einsetzenden Regen beendet wurde, besichtigten die Schüler das Art Deco Viertel von Miami Beach. Ein sehr kundiger Stadtführer erläuterte die wesentlichen Merkmale dieses Architekturstils und ermöglichte es, in die Lobbys einiger Hotels hineinzugehen, um die Umsetzung des Art Deco auch in den Innenräumen sehen zu können. Am Abend bummelten die Jugendlichen noch entlang des berühmten Ocean Drive, wo es Livemusik und jede Menge anderer Unterhaltungsformen gab. Einen unerwartet schönen Abschluss dieses Abends bot ein großes Feuerwerk.

Mit hohen Erwartungen verbunden war auch der Besuch der Everglades am nächsten Tag. Bei einer Tour mit dem Airboat sowie mit einer Kleinbahn verschafften sich die Schüler einen Eindruck von der Tier- und Pflanzenwelt dieses Gebietes. Die in dieser Landschaft einst beheimateten Indianerstämme nannten die Everglades den Fluss aus Gras, was besonders in der gerade herrschenden Trockenzeit deutlich sichtbar war. An den wenigen Wasserstellen tümmelten sich jedoch zahlreiche riesige Alligatoren, Schildkröten, Schlangenhalskormorane, Reiher etc. Dies war eine äußerst beeindruckende Erfahrung.

Dass die Welt nur ein Dorf ist, bewahrheitete sich außerdem während dieser Besichtigungstour. Auf der Fahrt merkten die Schüler, dass sich auch deutsche Touristen an Bord befanden, die aus Erfurt, der Thüringer Landeshauptstadt, kamen.

Der letzte Ausflug führte die Fridericianer schließlich nach Fort Myers, wo sie das Anwesen von Thomas A. Edison sowie seines späteren Nachbarn, Henry Ford, besuchten. Schon auf den ersten Blick versetzten der wunderschön gestaltete Garten sowie die gepflegten Gebäude die Schüler in Erstaunen. Viele exotische Bäume und Sträucher, darunter Mangobäume voller Früchte oder herrlich duftende Plumerias, zogen die Fotobegeisterten an. Geradezu einmalig fanden alle die labyrinth-artig wachsenden Banyan- Bäume, eine Feigenart, deren Luftwurzeln sich zu mächtigen Stämmen entwickeln können.

Die technisch interessierten Schüler kamen wiederum bei dem geführten Rundgang auf ihre Kosten, in dem alle viel über das Leben und die Bedeutung von Edison und Ford erfuhren. In den Wohnhäusern konnte man nachempfinden, wie die beiden Erfinder mit ihren Familien lebten. Hochrangige Persönlichkeiten, darunter auch US-Präsidenten, folgten den Einladungen der beiden. Die Ausstellungsstücke in den Museen zeugen von der Genialität der beiden. Thomas A. Edison hat das Patent für mehr als 1000 verschiedene Dinge inne, darunter für die Erfindung der Glühbirne, der Schreibmaschine und des Phonographen. Henry Fords Erfolg als Automobilhersteller beruhte hauptsächlich auf der von ihm eingeführten Fließbandtechnik.

Voll von unauslöschlichen Eindrücken und beeindruckt von der Gastfreundlichkeit der amerikanischen Familien flogen die Fridericianer am 22.04.2012 von Miami über Charlotte/ North Carolina zurück nach Frankfurt/ Main. Per Bus gelangten alle gesund und wohlbehalten zurück zu ihren Familien in die Heimat.

Das Wiedersehen mit den amerikanischen Partnern fand vom 07.06. bis 22.06.2012 in Rudolstadt statt.

Gabriele Moussaoui, 2012