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Der Indianer Wade Fernandez zu Besuch am Fridericianum im Nov. 2015

Am 4. November war der Menominee-Indianer Wade Fernandez aus Wisconsin/USA, der zurzeit auf einer siebenwöchigen Tournee in Europa unterwegs ist und am Vorabend bereits ein Konzert im Handwerkerhof gegeben hatte, zu Gast am Gymnasium Fridericianum. In zwei Veranstaltungen trat er in der Aula der Schule vor Schülern der 9. bis 12. Klassen auf.

Die Schüler brachten Wade Fernandez großes Interesse entgegen und empfingen ihn mit offenen Armen. Mit seinen Vorträgen erhielten sie einerseits Unterstützung für den Erwerb der englischen Sprache, denn der Gast eröffnete ihnen die Chance, ihr Hörverstehen in ihrer ersten Fremdsprache zu testen und zu trainieren. Gleichzeitig erhielten die Schüler Einblicke in die Lebenswelt der amerikanischen Ureinwohner. Sie hörten vom Leben im Reservat, das geprägt ist von der Schönheit der unzerstörten Natur - ein dichter Urwald bedeckt immer noch den größten Teil der Fläche -, positiven Entwicklungen, aber auch von sozialen Problemen, oder dem Bemühen um die Erhaltung der Kultur, der Traditionen und der Identität.

Wade Fernandez machte die Schüler mit wesentlichen Aspekten der Geschichte der Indianer vertraut. So erfuhren die Schüler von der Verdrängung durch die ursprünglich europäischen Siedler. Der Stamm der Menominee selbst musste zwar seine angestammte Heimat nicht verlassen, aber das Siedlungsgebiet wurde massiv verkleinert. Die Kinder wurden von ihren Eltern getrennt und in Internatsschulen untergebracht, wo sie von katholischen Nonnen erzogen wurden. Die Absicht dahinter war, sie zu einer „zivilisierten“, bürgerlichen Lebensweise nach dem Verständnis der neuen Siedler zu erziehen. Den Kindern wurde verboten, ihre Sprache zu sprechen, ihre Kleidung wurde verbrannt, ihre Traditionen und Mythen durch europäisch geprägte Bräuche ersetzt usw. Dadurch geriet das Wissen über traditionelle indianische Jagd- und Anbaumethoden etc. immer mehr in Vergessenheit. Das Verbot, die Stammesprache Menominee benutzen zu dürfen, führte dazu, dass diese vielleicht 15.000 Jahre alte Sprache nun vom Aussterben bedroht ist.

Natürlich war nicht jede Information für jeden Schüler neu, aber es ist ein anderer Wissenserwerb, persönlichen Geschichten über die Familienangehörigen eines Vertreters eines Indianerstammes zu lauschen, als die Geschichten nur aus Büchern zu erlesen oder in einer klischeehaften Form aus Karl-May-Romanen oder Indianerfilmen im Kino aufzunehmen. Wade Fernandez hatte außerdem Bilder aus Vergangenheit und Gegenwart zusammengetragen, die die traditionelle und moderne Lebensweise der Indianer illustrierten, welche sich heute im Alltag des Reservats vermischen.

Das zeigte der Gast auch in Form seiner Musik. Er beherrscht exzellent das Spiel auf verschiedenen indianischen Flöten, denen er die alten Melodien und Töne entlockt, die z. B. an Vogelgesang erinnern. Ebenso schlägt er die indianische Trommel und macht den Herzschlag der Mutter Erde hörbar. Aber er spielt auch rockige Rhythmen auf der Akustik- und der E-Gitarre, denn er wuchs mit der Musik der Beatles oder von Johnny Cash auf, deren Songs seine Eltern von der Schallplatte hörten. Aus diesen unterschiedlichen Einflüssen kreiert Wade Fernandez eigene Melodien und Lieder, in denen er sein Leben und das seines Volkes reflektiert.

Darüber hinaus setzt er sich für den Erhalt seiner Stammessprache ein, die inzwischen nur noch von fünf Menschen fließend gesprochen wird. Er versuchte den Schülern ein paar Worte beizubringen und ihnen ein Gefühl dafür zu vermitteln.

Die beiden Veranstaltungen waren sehr beeindruckend, denn der Indianer besitzt großes Charisma. Aus seinen eigenen Lebenserfahrungen heraus, ermutigte er die Schüler, ihre Zukunftsträume zu verwirklichen und dafür auch Opfer zu erbringen. Wade, dessen indianischer Name übrigens „Der mit dem schwarzen Wolf geht“ heißt, plant bereits seine nächste Europa-Tournee im kommenden Jahr, und es wäre toll, wenn er auch am Gymnasium erneut begrüßt werden könnte.

B. Abt, 11/2015

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