Sie sind hier: HAUPTNAVIGATION » Seminarfacharbeit zu Kriegsdenkmälern | 09/2023

Wie es um Kriegsdenkmale in Uhlstädt-Kirchhasel steht | OTZ vom 21.09.2023

Text/Foto: Heike Enzian
Aktualisiert: 21.09.2023, 15:00 | Lesedauer: 4 Minuten

Die Rudolstädter Gymnasiasten Marcello Ring, Polat Ülke und Mika Weyer (v.l.) haben sich im Rahmen ihrer Seminarfacharbeit mit dem Thema Kriegsdenkmale und Kriegsgräber in den Ortsteilen der Gemeinde Uhlstädt-Kirchhasel befasst. Im Ergebnis der Recherchen ist eine Infotafel entstanden.

Rudolstädter Gymnasiasten befassen sich im Rahmen ihrer Seminarfacharbeit mit diesem Thema - und finden Erstaunliches heraus

Es gibt sie fast in jedem Ort: Gedenksteine und Gräber, mit denen an die Opfer von Krieg und Gewalt erinnert wird. Doch der Umgang damit ist sehr unterschiedlich. Kriegerdenkmäler und Kriegsgräber - Heldenkult oder Mahnmale? Mit diesem Thema haben sich jetzt drei Abiturienten des Rudolstädter Gymnasiums Fridericianum im Rahmen ihrer Seminarfacharbeit gewidmet. Und sind dabei zu erstaunlichen Erkenntnissen gekommen.

„Was uns schon am Anfang unserer Recherche überrascht hat war, dass es fast in jedem Dorf diese Denkmale oder Gräber gibt. Das hatten wir nicht gedacht“, sagt Mika Weyer, einer der drei Autoren der Arbeit. Die Schüler sind in jeden der 32 Ortsteile der Gemeinde Uhlstädt-Kirchhasel gefahren und haben die Krieger- und Kriegsopferdenkmale besichtigt. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Denkmale zu fotografieren, ihren Zustand, die Standorte, Inschriften und Symbole zu dokumentieren sowie die darauf enthaltenen Namen zu erfassen. Ihre Erkenntnis: Häufig sind die Denkmale verwildert, Schriften sind kaum mehr lesbar. Ziel der Projektarbeit war es unter anderem, an die Schicksale der Opfer zu erinnern und zu erfahren, wer sich um die Denkmale kümmert. Wer waren die Geldgeber, Stifter und Auftraggeber für die Denkmale? Und welche Rolle spielen sie in der Gegenwart? Unter anderem mit einer Umfrage habe sich die Abiturienten diesen Fragestellungen genährt.

Alle Denkmale in den 32 Ortsteilen dokumentiert

Wie aber sind Marcello Ring, Polat Ülke und Mika Weyer auf dieses Thema für ihre Arbeit gekommen? „Durch meinen Opa“, sagt Mika Weyer. Ortschronist und Hobbyhistoriker Jürgen Weyer hat die Anregung gegeben. „Weil es um einen Teil der Geschichte geht, der womöglich droht, in Vergessenheit zu geraten und um die Auseinandersetzung mit der Frage, ob die vorgefundenen Kriegsgräber ihre Aufgabe als Gedenkstätte für die Opfer sowie als Mahnmal für den Frieden erfüllen“, wie er sagt.

Die jungen Männer sind im Rahmen ihrer Arbeit zu dem Ergebnis gekommen, dass die Mehrheit der von ihnen Befragten der Meinung ist, dass die Denkmäler geschichtlich sehr interessant sind und als Erinnerungsorte erhalten bleiben sollen.

Wenn sich spätere Generationen mit dem Thema Kriegsdenkmäler in Uhlstädt-Kirchhasel befassen, werden sie auf die Arbeit der drei jungen Männer stoßen. Denn ein Ergebnis ihrer Recherchen ist eine Erinnerungstafel, die auf dem Friedhof in Kirchhasel aufgestellt wird. Darauf werfen sie einen Blick weit zurück in die Geschichte. „Die ersten Kriegsdenkmäler wurden nach dem Napoleonischen Kriegen 1800 bis 1814 errichtet. Davon gibt es nur wenige im Landkreis. Eine größere Anzahl Denkmäler errichtete man nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870-1871“, ist darauf nachzulesen. Ein im Jahr 1888 von Mitgliedern des Kirchhaseler Gesangsvereins „Concordia“ aus diesem Anlass initiiertes Denkmal auf dem Dorfplatz wurde 1954 bei Straßen- und Brückenbauarbeiten abgerissen und nie wieder aufgebaut.

Gemeinde unterstützt Aufstellung der Tafel

Erhalten sind Denkmale auf dem Friedhof, die an die Opfer des Ersten und Zweiten Weltkrieges erinnern. So findet der Leser auf der Tafel auch Informationen zu zivilen Opfer des Zweiten Weltkrieges, die in zwei Sammelgräber bestattet sind und erst 2022 eine würdige Gedenkstätte erhielten. Es heißt: „In dem einen Grab sind 14 Menschen beerdigt, die wenige Tage vor der Besetzung Kirchhasels durch die amerikanische Armee bei einem amerikanischen Tieffliegerangriff auf einen Schnellzug in der Nähe des Kirchhaseler Haltepunktes starben. Weitere schwer verletzte Opfer dieses Flugzeugangriffes starben Tage darauf im Rudolstädter Lazarett und wurden auf dem Nordfriedhof bestattet. Im zweiten Grab sind sechs Opfer beerdigt, die im Sommer 1945 durch sowjetische Armeeangehörige in der Krummsche erschossen wurden.“

Bei der Aufstellung der Tafel hoffen die drei Abiturienten auf die Unterstützung der Gemeinde, die ihnen Bürgermeister Frank Dietzel (Linke) zusagte. Seminarfachlehrerin Carina Haun hat die Schülergruppe bei der Erstellung der Arbeit betreut. „Sie haben sich wirklich viel Mühe gemacht. Mit ihrer Arbeit mit regionalem Bezug haben sie etwas geschaffen, das für künftige Generationen erhalten bleibt“, lobt sie.